Die Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata) ist ein Wildkraut und gehört zur Familie der Kreuzblütler, aus denen die Vielfalt der Kohlsorten entstanden ist. Die Knoblauchsrauke ist nicht mit dem Knoblauch verwandt, sondern mit der Garten- und der Brunnenkresse.
Die Knoblauchsrauke ist die älteste bekannte einheimische Gewürzpflanze, sie wurde bereits vor 4000 v.Chr. als Gewürz genutzt, wie an Scherben von Tontöpfen, die man in Holstein und in Dänemark gefunden hat, nachgewiesen wurde.
Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit war die Knoblauchsrauke eine wichtige Gewürz- und Heilpflanze, geriet dann aber in Vergessenheit. Jetzt wird sie in der modernen Kräuterküche wieder entdeckt. Du solltest sie unbedingt nur frisch und roh verwenden, denn wenn sie erhitzt wird, verliert sie ihren Knoblauch- bzw. Kressegeschmack.
Verwendbare Pflanzenteile
Von der Knoblauchsrauke kannst du alle Teile der Pflanze verwenden: Junge Triebe und Blätter von April bis Juni, die Blüten von Mai bis Juli, die Samen als Frischgewürz von im Mai und Juni. Die ausgereiften, pfeffrigen Samen können im Juli und August für würziges Pesto verwendet werden. Im Frühjahr und im Herbst kannst du auch die Wurzeln ernten, die weiße, glatte, etwa daumendicke Pfahlwurzel ist zart und du kannst sie ungeschält reiben und wie Meerrettich verwenden.
Typische Merkmale der Knoblauchsrauke
Die Knoblauchsrauke wird bis zu 100 cm hoch, bei schlechten Bodenverhältnissen manchmal auch nur 5 cm. Sie hat einen leicht kantigen Stiel, der im unteren Bereich behaart ist. Eine Besonderheit der Knoblauchsrauke sind ihre unterschiedlichen Blattformen an einem Stängel. Die oberen Blätter sind dreieckig und unregelmäßig gezahnt, je weiter man nach unten kommt, um so runder und nierenförmiger werden die Blätter. Zur optimalen Lichtausnutzung sind die unteren Blätter relativ groß und langstielig und sie werden nach oben hin immer kleiner und kurzstieliger.
Die Knoblauchsrauke kannst du leicht erkennen
- an dem intensiven Knoblauchgeruch der zerriebenen Blätter im Frühjahr und Sommer, im Herbst dominiert ein kresseähnlicher Geruch;
- an den Blättern, die unten langstielig und nierenförmig sind und weiter oben immer kurzstieliger, dreieckiger und gezahnt werden;
- an den kleinen weißen Blüten, die die wie bei einer Traube angeordnet sind und deren Blütenblätter sehr leicht abfallen;
- im Sommer an den hohen trockenen Stängeln, die bis zu 5 cm lange, sehr dünne Schoten tragen, diese platzen bei Berührung leicht auf und geben die schwarzen Samen frei.
Die Knoblauchsrauke blüht von April bis in den Juli, die weißen Blüten werden etwa fünf bis acht Millimeter groß. Sie sind wie fast alle Kreuzblütler vierzählig.
Futterpflanze für Bienen und Falter
Die Knoblauchsrauke ist eine wichtige Bienenpflanze, neben Bienen sind auch Fliegen und Käfer bestäubende Insekten. Die Knoblauchsrauke kann sich aber auch selbst bestäuben.
Neben den Bienen ist die Knoblauchsrauke auch für den Tagfalter Waldbrettspiel und für den Aurorafalter eine wichtige Nektarpflanze. Auch für den stark gefährdeten Mehlfarbenen Raukenspanner ist sie eine wichtige Futterpflanze. Daneben sind einige Raupenarten auf die Knoblauchsrauke als Futterpflanze angewiesen.
Sie wächst wild in den meisten Teilen Europas, ist bis nach Asien verbreitet und kommt gelegentlich auch in Nordafrika vor. Auch in Nordamerika ist sie bekannt und breitet sich invasiv aus. Sie ist wahrscheinlich durch europäische Siedler bewusst als Heilpflanze und Küchengewürz nach Nordamerika eingeschleppt worden.
Die Knoblauchsrauke liebt Laubwälder, aber sie gedeiht auch sehr gut in Gebüschen und Hecken, an Mauern, in Gärten, in Parkanlagen und in Gehölzen im städtischen Raum. Sehr oft wächst sie in Gesellschaft von Brennnesseln, meistens hat die Knoblauchsrauke aber ein Areal für sich, in dem sie sich üppig ausbreitet. Ihre Wurzeln sondern ein Sekret ab, mit dem sie andere Pflanzen fernhält.
Die Pflanze vermehrt sich dadurch, dass die Samen durch den Wind verbreitet werden. Bei Regen verschleimen die Samen und bleiben im Fell vorbeistreifender Tiere oder in der Kleidung von Menschen hängen und werden dadurch verbreitet. Außerdem vermehrt sich die Pflanze durch unterirdische Ausläufer und Wurzelsprosse.
Inhaltsstoffe und Wirkung
Die Knoblauchsrauke war früher eine wichtige Heilpflanze. Sie enthält Zuckerstoffe (u.a. das Glukosid Sinigrin, das auch für den scharfen Geschmack verantwortlich ist), Saponine, ätherisches Öl (Senföl) und sehr viel Vitamin A und Vitamin C. Die Knoblauchsrauke wirkt schleimlösend, appetitanregend, blutreinigend und verdauungsfördernd, leicht harntreibend und antiseptisch, sie wird verwendet bei Atemwegserkrankungen und bei Asthma. In der Volksmedizin wurde sie als Tee bzw. Mundwasserersatz bei Zahnfleischentzündungen und als Wurmmittel eingesetzt und aus den Blättern wurden Breiumschläge zur Behandlung von entzündeten Insektenstichen und eiternden Wunden hergestellt.
Die Knoblauchsrauke in der Küche
Die Knoblauchsrauke ist ein sehr gesundes, mildes, aber doch würziges Küchenkraut. Sie hat ein leichtes Knoblaucharoma und ist daher gut geeignet für Menschen, die Knoblauch und Bärlauch mögen, aber nicht gut vertragen.
Die frischen Blätter eignen sich sehr gut für die Verwendung in Salaten, Suppen, Quark- und Frischkäsezubereitungen, Kräuter-Brotaufstriche und auch zur Verwendung in Smoothies. In England werden die Blätter in der Füllung von Sandwiches verwendet, das geht auch in Deutschland 🙂 Die würzigeren hübschen Blüten machen sich gut zur Dekoration von Salaten, Suppen, Aufstrichen aller Art, Sandwiches und sonstigen pikanten Speisen.
Zur Entgiftung und Blutreinigung kannst du einen Knoblauchsrauken-Essig herstellen. Dazu erntest du die ganze Pflanze kurz vor der Blüte samt Wurzel und reinigst sie gut. Die Pflanze gibst du in ein Glas oder eine weithalsige Flasche und übergiesst sie mit Bio-Apfelessig. Zwei Wochen an einem kühlen Ort ziehen lassen und dann abseihen. Zur Blutreinigung 3 x tägl 2 Eßl in einem Glas Wasser trinken.
Hier sind zwei Knoblauchsrauke-Rezepte für dich:
Wild-würzige Knoblauchbutter
Eine gute handvoll junger Knoblauchsrauke-Blätter waschen, abtrocknen und fein hacken oder schneiden. Mit 250 gr weicher, leicht gesalzener Butter vermengen. Schmeckt sehr lecker auf frischem Brot (mit Knoblauchsrauke-Blüten dekoriert). Läßt sich gut einfrieren.
Grüne Pfannkuchen
4 Eier, 250 ml Milch und eine Prise Salz verquirlen, 150 gr Dinkelmehl darunter mischen und ca. 30 Minuten quellen lassen. Junge Knoblauchsrauke-Blätter (Menge nach Wahl, ich nehme eine handvoll) fein hacken, unter die Pfannkuchenmasse heben und in einer beschichteten, leicht gefetteten Pfanne ausbacken. Nach Geschmack etwas geriebenen Käse darauf zergehen lassen.
Viel Spaß beim Sammeln und beim Genießen!