Dieses Zitat der Schriftstellerin Anais Nin (1903 – 1977) zeigt sehr berührend und klar, dass wir alle immer mit einem Risiko leben.
Entweder ist uns das Risko zu groß, unser Potenzial zu leben. Wir verharren ängstlich in der Knospe und trauen uns nicht ins Licht.
Oder wir gehen das Risko ein, uns in unserer vollen Kraft zu zeigen. Mit unserer wunderschönsten Blüte. Aber auch mit der Angst, abgelehnt, verletzt, verachtet, ausgelacht oder ausgegrenzt zu werden.
Diese Angst begleitet uns bei jedem Schritt in die Sichtbarkeit.
Kinder lernen sehr früh, welche Eigenschaften und welche Verhaltensweisen erwünscht sind und welche abgelehnt und mit Sanktionen belegt werden. Die Unsicherheit und die Angst, uns mit unseren Wünschen, Träumen und unserem Potenzial zu zeigen, entsteht in sehr früher Kindheit.
Was wir uns nicht trauen zu zeigen, was wir an uns ablehnen und und nicht sein wollen, haben wir ganz tief in unserer Seele vergraben. Oft haben wir das so perfekt verborgen, dass wir nichts mehr mit dem Kind gemeinsam haben, das wir mal waren, als wir uns noch trauten, laut zu lachen und ausgelassen zu spielen. Vielleicht hast auch du in deiner Kindheit die Erfahrung gemacht, dass du begeistert irgendetwas getan hast und dir des Lobes deiner Eltern sicher warst. Aber dann kam alles ganz anders: Du wurdest heftig kritisiert, beschämt und vielleicht sogar bestraft.
Diese Erfahrung möchtest du nicht noch einmal machen und deshalb opferst du deine Authentizität. Du lernst, dich so zu verhalten, wie es von dir erwartet wird und du bekommst dafür Anerkennung, Bestätigung und Zuwendung. Das setzt sich fort über die Kindheit hinaus, so verhältst du dich auch später in deinem beruflichen Umfeld und oft auch in der Partnerschaft. Du versuchst, den Erwartungen, die an dich gerichtet werden zu entsprechen und bist nicht mehr du selbst. Die Angst, nicht gut genug zu sein, begleitet dich immer und überall hin.
Aber unsere Neugier aufs Leben, unseren Mut, unsere Lebens- und Abenteuerlust können wir nicht einfach zum Verschwinden bringen, egal wie tief wir sie in unserem Unterbewußtsein begraben haben. Sie sind da, sie gehören zu uns und machen unsere Einzigartigkeit aus. Und wir spüren die tiefe Sehnsucht, diese Anteile auch zu leben.
Nelson Mandela hat gesagt:
„Unsere tiefste Angst ist nicht, dass wir unzulänglich sind.
Unsere tiefste Angst ist, dass wir unermesslich machtvoll sind.
Es ist unser Licht, das wir fürchten, nicht unsere Dunkelheit.“
Wir alle sind machtvoll und als Genie gedacht, aber wir haben als Kind gelernt, dass „Bescheidenheit eine Zier“ ist. Daher wir fragen uns eher: Wer bin ich eigentlich, dass ich strahlend, begnadet, liebenswert und großartig sein darf?
Sollten wir uns nicht eher fragen: Wer bin ich denn, es nicht zu sein? Meine Gaben zu verschwenden und meine Talente zurückzuhalten? Kann ich den Menschen um mich herum nicht eher großen Nutzen bringen, wenn ich mein volles Potenzial lebe?
Wir können lernen, alle verborgenen Wesensanteile wieder in uns zu entfalten, und aus der Knospe eine wunderschöne Blüte entstehen zu lassen. Es gibt sicher nichts, das heilsamer, befreiender und lohnenswerter ist, als uns in unserem gesamten Potenzial zu zeigen und unsere Träume zu leben.
Dazu brauchen wir andere Menschen, die uns zuhören und uns unterstützen. Menschen, denen gegenüber wir unsere Verletzlichkeit und unsere Ängste zeigen können. Es ist in unseren Genen verankert, dass wir aufeinander angewiesen sind. Nur in der Gruppe können wir in schwierigen Zeiten überleben (eine Wagenburg kannst du nicht alleine bauen). Seit jeher schließen sich Menschen zusammen und helfen sich gegenseitig. Das ist auch in Zeiten von facebook & Co. so, auch hier gibt es sehr unterstützende Gruppen und das Bedürfnis, sich zusammenzuschließen.
Wenn du in deiner Umgebung niemanden hast, dem du bedingungslos vertraust, hol‘ dir für die ersten Schritte die Unterstützung eines professionellen Coachs. Die weiteren Schritte kannst du dann alleine gehen, sobald du erkannt hast, wie viele Menschen es in deinem Umfeld gibt, die dich so lieben wie du bist, mit all‘ deinen Ecken und Kanten und Ängsten.
Ich empfehle allen, die sich näher mit dem Thema beschäftigen wollen, das wunderbare Buch von Brené Brown „Verletzlichkeit macht stark“ , in dem sie darüber schreibt, wie wir lernen können, unsere Schutzmechanismen aufzugeben. Und darüber, dass Verletzlichkeit keine Schwäche ist, sondern die Voraussetzung dafür, dass Liebe, Zugehörigkeit, Freude und Kreativität entstehen können.